Der Bessesene (One-eyed-Jacks) - 1958
"Der Besessene" oder auch unter dem Titel "Noch Häng ich nicht" (One-Eyed Jacks) ist ein Western, in dem Marlon Brando die Hauptrolle spielte. Es ist der einzige Film, bei dem er auch Regie führte. Der Spielfilm basiert lose auf dem Buch Die einzig wahre Geschichte vom Leben und grausamen Ende des berühmten Revolverhelden Hendry Jones, genannt Billy the Kid. Den Gegnerspieler in diesem Film spielte Karl Malden. Marlon Brando ermöglichte Karl Malden durch seine Regiarbeit eine seiner besten Rollen zu spielen und all seine Facetten seines Könnens zu zeigen.
Nachdem Marlon Brando sich mit dem vorgesehenen Regisseur Stanley Kubrick überworfen hatte, übernahm er selbst die Regie. Unzählige Drehbuchfassungen wurden verworfen, der fertige Film, der über drei Stunden dauerte, wurde von den Produzenten um etwa eine Stunde gekürzt. Trotzdem entstand einer der ambitioniertesten Western seiner Zeit. Der Film ist hervorragend fotografiert und gespielt. Karl Malden erbrachte eine seiner besten schauspielerischen Leistungen. Der Besessene ist einer der wenigen Western, der teilweise am Meer spielt. Brando formulierte vor allem in der Figur von Karl Malden, der vom Desperado zum verlogenen Biedermann mutiert, seine heftige Ablehnung bürgerlicher Werte. In seiner Ambivalenz und Gewalttätigkeit nimmt Der Besessene auch einiges der späterern Italowestern vorweg.
Charles Lang wurde für seine Kameraarbeit für den Oscar nominiert. Marlon Brandos Regie gewann 1961 auf dem Filmfestival von San Sebastián die Goldene Muschel. Die Hauptdarstellerin Pina Pellicer wurde mit dem Premio San Sebastián a la Mejor Interpretacion Femenina ausgezeichnet. Karl Malden ging für einmal leer aus.
Der englische Originaltitel One-Eyed Jacks bezieht sich auf die beiden Karten Pik- und Herz-Bube des anglo-amerikanischen Spielkartenblattes, die im Profil – also ein-äugig – abgebildet sind und die, wenn sie entsprechend nebeneinander gelegt werden, einander anblicken.
Inhalt:
Rio und "Dad" sind Desperados. Sie werden nach einem Bankraub von der Polizei umzingelt. Dad verspricht, ein weiteres Pferd zu holen, das sie für die Flucht benötigen. Er kehrt aber nicht zu Rio zurück, sondern flieht alleine mit dem gestohlenen Gold. Rio wird gefasst und kommt für Jahre ins Gefängnis.
Rio will sich rächen und entkommt nach einigen Jahren mit einem Mitgefangenen. Gemeinsam mit einigen üblen Gestalten, die die Bank des Ortes ausrauben wollen, findet er Dad schließlich in Monterey. Er ist verheiratet, Sheriff der Stadt und vordergründig zum angepassten Bürger geworden. Rio gibt vor, ihm sei damals die Flucht ebenfalls gelungen und er wolle bloß seinen alten Freund besuchen. Rio belügt und verführt aus Rache Dads Stieftochter Louisa. Vergeblich versucht er gegen die echte Liebe, die er für das Mädchen empfindet, anzukämpfen.
Dad erfährt durch seinen hinterhältigen und feigen Hilfssheriff Lon, der selbst ein Auge auf Louisa geworfen hat, von dem Verhältnis von ihr und Rio. Als Rio in Notwehr einen Mann im Saloon erschießt, sieht Dad eine Chance, Rio loszuwerden. Er peitscht ihn öffentlich aus, bricht ihm die rechte Hand und jagt ihn aus der Stadt. Von Hass getrieben übt Rio wochenlang das Schießen mit der linken Hand. Seine Kumpane werden ungeduldig und überfallen die Bank ohne Rio, kommen aber im Kugelhagel um.
Die schwangere Louisa will Rio von seiner Rache an Dad abbringen. Dieser nimmt Rio im Glauben, er sei in den Bankraub verwickelt gewesen - vor allem aber, um ihn endgültig loszuwerden - fest und will ihn am nächsten Tag hängen. Rio kann aber aus dem Gefängnis fliehen. Es kommt zur Konfrontation, bei der Dad erschossen wird. Rio kann fliehen. Bevor er sich über die Grenze absetzt, verspricht er Louisa, dass er zu ihr zurückkehren wird.
Die Kritiken
Das Lexikon des internationalen Films sagt, der Film sei ein „großangelegter, aber recht harter Western“ und lobt die „beeindruckende Regiearbeit“. Phil Hardy nennt ihn einen „einzigartigen Western“. Er habe eine „Gefühlsintensität“, wie man sie sonst nur in den Werken von King Vidor und Anthony Mann finde und sei ein Vorläufer der Western Sam Peckinpahs. Hardy hebt besonders die Kameraarbeit Langs und die „ödipale Intensität“ der Vater-Sohn-Beziehung hervor. Kennzeichnend sei außerdem „Brandos Unfähigkeit, die Erzählung in den Griff zu bekommen“.
Joe Hembus lobt die „lyrisch-pathetische Getragenheit“ des Films. Brando sei „der Heiland und Märtyrer, der sich und andere unter Schmerzen auf den Weg der Liebe, der Freundschaft und der Loyalität führt.“
Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz geben dem Western in ihrem Lexikon „Filme im Fernsehen“ 3½ von 4 möglichen Sternen (außergewöhnlich) und meinen: „Blendend fotografiert, mit zwei aufregenden Frauen und einem packenden Schlußduell.“
Eigene Wertung:
Der Film ist sehr spannend und fesselt der Zuschauer so richtig. Karl Malden überzeugt unglaublich in der Rolle des "Dad". Seine Schauspielkunst ist unglaublich. Die Verwandlung vom Ganster-Kumpel, zum gesetzestreuen Sheriff und liebevollen Vater und schlussendlich zum hasserfüllten Gegner. Die Präsenz von Karl Malden ist unglaublich. Vielleicht sogar sein bester Film.
Marlon Brando hat ja schon mehrmals mit Karl Malden zusammen gearbeitet. Der Film ist ein absolutes Meisterwerk. Die Bildsprache ist mehr als überzeugend. Speziell ist auch, dass dieser Western am Meer spielt. Die Drehorte befinden sich am heuigen 17 Miles Drive in Monetery. (Der Webmaster dieser Seite war schon selber vor Ort. Die Drehorte finde man mit etwas Geduld) Eigentlich erstaunlich, dass Marlon Brando nur einmal auf dem Regiestuhl Platz genommen hat. Diesen Film muss man sich einfach anschauen. Die DVD gibt es überall zu kaufen.
Der Film auf DVD
Darsteller: Marlon Brando, Karl Malden, Katy Jurado, Slim Pickens, Larry Duran
Regisseur: Marlon Brando (!!!)
Format: PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 1.0), Englisch (Dolby Digital 1.0)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 4:3 - 1.33:1
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Schröder Media HandelsgmbH & Co KG
Erscheinungstermin: 21. August 2008
Produktionsjahr: 1961
Spieldauer: 143 Minuten
Die Darsteller
Marlon Brando: Rio
Karl Malden: Sheriff Dad Longworth
Pina Pellicer: Louisa
Katy Jurado: Maria Longworth
Slim Pickens: Deputy Lon Dedrick
Ben Johnson: Bob Amory
Timothy Carey: Howard Tetley